Treffpunkt SchienenNah erneut mit Publikumsrekord
Zentrales Branchentreffen
Mit über 400 Teilnehmenden fand gestern die 23. Auflage der Konferenz Treffpunkt SchienenNah, die der Bundesverband SchienenNahverkehr (BSN) veranstaltet, erneut in Fulda statt.
Dringende und drängende Themen
Thomas Prechtl, Präsident des BSN, stellte in seiner Eröffnungsrede fest: „Bei all der geäußerten Kritik wollen wir trotzdem festhalten, dass die Schiene noch nie so intensiv im Mittelpunkt stand, wie sie es heute tut. Diese Gunst der Stunde müssen wir nutzen und den Bund als echten Partner gewinnen. Selbstverständlich muss dieser Partner zuverlässiger werden und die Finanzierung unserer Schiene langfristig sichern – dafür werden wir uns weiterhin tagtäglich einsetzen.“
RealitätsNah: Fachkräfte für die Schienenbranche
Der Fachkräftemangel stellt eine der drängendsten Herausforderungen im Schienenverkehr dar. Als wichtige Bausteine, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, empfahl Christian Schneemann vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, dass insbesondere die Erwerbsquote von Frauen erhöht, Arbeitszeitkonzepte flexibler gestaltet und Chancen der Migration und Integration deutlich besser genutzt werden müssten.
Matthias Rohrmann, Geschäftsführer vom Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband der Mobilitäts- und Verkehrsdienstleister e. V. lieferte den europäischen Blick und präsentierte dabei Impulse, um die Attraktivität des Schienensektors für Fachkräfte im europäischen Kontext zu steigern: Das Mindset der Mitarbeitenden stärken und diese damit langfristig motivieren, Diversität fördern und den Beschäftigten Entwicklungsperspektiven aufzeigen. Zudem müsste die Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen in Europa entwickelt, Austauschplattformen geschaffen und der internationale Austausch gestärkt werden.
Dass gute Führung essenziell sei, um Mitarbeitende zu halten, betonte Ulrike Haber-Schilling, Vorständin Personal bei DB Regio AG. Joachim Künzel, Geschäftsführer beim Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe und Präsidiumsmitglied des BSN, erläuterte, dass die Herausforderung nicht nur bei den fehlenden Auszubildenden läge, sondern auch darin, dass es zu wenig Ausbildende gebe. Alexander Sterr, Geschäftsführer von Netinera betonte, man brauche ein Konglomerat an Maßnahmen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken: Sofortmaßnahmen, mittelfristige und langfristige Maßnahmen.
SchienenNah: Aus der Branche, für die Branche
In Kurzvorträgen wurden die Notwendigkeiten und Herausforderungen bei der Umstellung des bisherigen Zugfunksystems auf das 5G-basierte FRMCS (Mario Sela, Sektorkommunikation zu Konnektivität bei Deutsche Bahn AG) und bei Sicherheitsthemen in Bezug auf SPNV (Kilian Schäfer, KC Sicherheit NRW), vorgestellt. Burkhard Schulze, Bereichsleiter Betrieb NAH.SH GmbH stellte die zentralen Erkenntnisse bei der Umsetzung der ersten großflächigen Umstellung von bisherigem Dieselbetrieb auf Fahrzeuge mit batterieelektrischem Antrieb dar.
Astrid Klug, Abteilungsleiterin Mobilität beim Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar- und Verbraucherschutz des Landes Saarland, machte deutlich, dass die Länder spätestens 2025 an einen „Kipppunkt“ kommen werden. Ab diesem Zeitpunkt würden die heutigen Regionalisierungsmittel des Bundes noch nicht einmal mehr ausreichen, um den Status-quo-Verkehr aufrechterhalten zu können. Damit der SPNV weiterhin erfolgreich sein und viele Fahrgäste an sich binden könne, warb Klug darum, den SPNV mit angemessenen Finanzmitteln auszustatten, das noch bestehende gegenseitige Misstrauen zu überwinden und Kräfte zu bündeln, um langfristige Planungs- und Finanzierungssicherheit herbeizuführen. Auf dieser Grundlage könne ein wirkungsvoller und ambitionierter Ausbau- und Modernisierungspakt vereinbart werden.
ZukunftsNah: Wettbewerb mit Nachhaltigkeit
Als Impuls für die anschließende Diskussionsrunde stellte die Vorständin von sustainable natives eG, Kathrin Jungehülsing, dar, dass Nachhaltigkeit in Vergaben – langfristig gesehen – eine wichtige Grundlage für einen funktionierenden Wettbewerb sei. Die darauffolgende Podiumsdiskussion unter Beteiligung von Martin Becker-Rethmann, Geschäftsführer von Transdev und Präsident von mofair, Thomas Prechtl, Präsident des BSN und Geschäftsführer der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, Dr. Jan Schilling, Vorstand Marketing von DB Regio AG sowie Sarah Stark, Geschäftsführerin vom Verband der Bahnindustrie machte deutlich, dass das gesamte öffentliche Verkehrssystem nachhaltig gestaltet werden müsse. Schilling hob hervor, dass dabei der Wille zur eigenen Weiterentwicklung bei allen Akteur:innen Voraussetzung für das Gelingen der Transformation sei. Becker-Rethmann betonte, es sei grundlegend wichtig, Nachhaltigkeit nicht nur auf Ökologie zu beschränken, sondern auch soziale Nachhaltigkeit im Fokus zu haben. Stark hob hervor, dass Vergabeverfahren, die nachhaltige und effiziente Aspekte beinhalten und somit innovative Lösungen in den Fokus stellen, für die Bieter attraktiver seien und dadurch zu mehr Wettbewerb führen.
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