Es ist richtig, dass bereits heute 66 Prozent der Betriebsleistungen des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) elektrisch durchgeführt werden können. Der Anteil Alternativer Antriebe, also die Nutzung von Batterie- oder Wasserstoffzügen liegt im Jahr 2024 bei 2,2 Prozent. Doch im Umkehrschluss heißt das auch, dass bislang immer noch 31 Prozent der Leistungen mit Dieselantrieb bestellt werden müssen. In den kommenden Jahren werden hier die Projekte mit alternativen Antriebsformen insbesondere mit Batterie- und Wasserstoff getriebenen Fahrzeugen in größerem Umfang umgesetzt werden. Doch bis dahin ist davon auszugehen, dass weiterhin Leistungen mit gebrauchten Dieselfahrzeugen vergeben werden müssen – und selbst die Beschaffung von neuen Dieselfahrzeugen ist hier nicht ausgeschlossen.
Erste Vergabeverfahren für alternative Antriebsformen im SPNV geben bereits Hoffnung, bald vom Diesel loszukommen – so zum Beispiel in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und auch Berlin-Brandenburg. Da jedoch insbesondere bei Batteriefahrzeugen auch umfangreiche Planungs- und Bautätigkeiten notwendig sind, um stationäre Ladeeinrichtungen oder längere Strecken zum Aufladen während der Fahrt durch die DB InfraGO gebaut werden müssen, ist auch klar, dass dies nicht überall gleichzeitig erfolgen kann.
Auch wenn die Bundesregierung bis 2030 eine Erhöhung des Elektrifizierungsgrades auf 70 Prozent der Bundesschienenwege anstrebt, wird dies nur marginale Auswirkungen auf den SPNV haben. Ursache hierfür ist die Auslegung von Artikel 87e des Grundgesetzes durch den Bund, wonach er sich hinsichtlich der Elektrifizierung ausschließlich für Strecken des Fern- und Güterverkehrs zuständig sieht, während Strecken des SPNV über das Programm des GVFG zumindest in Teilen durch die Länder zu finanzieren sind. Somit sind in den Zielen des Bundes eben auch nur vom Bund vollständig zu finanzierende Maßnahmen enthalten. Bis zu einer vollständigen Elektrifizierung aller Schienenstrecken liegt es in der Hand er Aufgabenträger über smarte Lösungen mit batterieelektrischen (BEMU) und Brennstoffzellen-Antrieben (HEMU/FCEMU) diese Zeit umweltfreundlich zu überbrücken. Mit den in den nächsten Jahren anstehenden Betriebsaufnahmen mit alternativen Antriebsformen werden wichtige Praxiserfahrungen für die weitere Ausweitung dieser lokal emissionsfreien Verkehre gesammelt.