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1. Juli 2021

Durchbruch für den künftigen Wettbewerb auf der Schiene: SPNV erhält eigenen Personalkostenindex für Fahrpersonale

Besonderheiten des SPNV erstmals berücksichtigt // Personalkostenentwicklung wird genauer abgebildet // Index erscheint einmal jährlich auf Website des Bundesverbands SchienenNahverkehr //

Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) und Aufgabenträger haben gemeinsam einen neuen Personalkostenindex für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) entwickelt. Dieser berücksichtigt für Fahrpersonale erstmals die spezifischen Anforderungen der vergleichsweise kleinen Branche. In den vergangenen Jahren entwickelte sich der allgemeine Personalkostenindex deutlich langsamer als die tatsächlichen Personalkosten für Triebfahrzeug- und Zugbegleitpersonale. Mit dem neuen branchenspezifischen PKI wird sich dies für neu zu vergebende Verkehrsverträge künftig ändern.

Musternetz zur Berechnung indirekter Kosten entwickelt

Der neue Personalkostenindex bildet sowohl die direkten als auch die indirekten Personalkosten im Nahverkehr auf der Schiene auf der Grundlage der jeweiligen Tarifverträge ab. Um auch die indirekten Kostenanteile ermitteln zu können, wurde ein fiktives Musternetz entwickelt und für dieses anhand der gültigen Tarifverträge eine komplette Diensteinsatzplanung durchgeführt. Dadurch konnten Personalmehrungen, die sich indirekt aus den Tarifverträgen ergeben (insbesondere Dienstfolge- und Urlaubsregelungen), ermittelt und bewertet werden. Um auch weiterhin die Entwicklung der Gesamtbranche Transport zu berücksichtigen, wurde in dem finalen Index PKI SPNV auch noch der bisherige, amtliche Tarifindex H49 des Statistischen Bundesamtes anteilig einbezogen. „Personalkosten stellen einen großen Teil der Gesamtkosten dar. Mit dem neuen Index PKI SPNV für Fahrpersonale wird die Kalkulationsgrundlage der Bieter für künftige Verkehrsverträge deutlich zuverlässiger, Risikozuschläge können entfallen. Das ist am Ende ein Gewinn für beide Seiten“ erläutert Frank Zerban, Hauptge-schäftsführer des Bundesverbands SchienenNahverkehr. „Durch die ausgesprochen konstruktive Zusammenarbeit zwischen EVU und Aufgabenträgern konnte gemeinsam ein sehr gutes Ergebnis für die Branche erzielt werden, das unseren Mitgliedern für Neuverträge zur Anwendung empfohlen wird.“ „Der neue Personalkostenindex ist ein Meilenstein für die gesamte SPNV-Branche, und wir sind sehr froh, dass wir hier zusammen mit den Aufgabenträgern eine zukunftsweisende Lösung gefunden haben“, freut sich Ralf Poppinghuys, Leiter der Arbeitsgruppe zur Entwicklung des PKI auf EVU-Seite. „Das bringt uns allen mehr Planungssicherheit bei Ausschreibungen und stärkt den Wettbewerb im Schienenpersonennahverkehr.“

Zum Hintergrund:

In den letzten Jahren ist der amtliche Index der Verkehrsbranche, in dem der SPNV nur marginal vertreten ist, deutlich langsamer gestiegen als die tatsächlichen Per-sonalkosten im SPNV. Das ist vor allem ein branchenspezifisches Phänomen. Ursachen dafür sind unter anderem die in Tarifverträgen eröffnete Wahlmöglichkeit zwischen mehr Urlaub, kürzeren Arbeitszeiten oder mehr Lohn sowie geringere „Freiheitsgrade“ bei dem Einsatz der Personale – z. B. bei Dienstfolgeregelungen in Zusammenhang mit Wochenendeinsätzen. In der Summe wird für dieselbe Leistung mehr Personal benötigt, wodurch die Personalkosten insgesamt steigen. Um dies besser ausgleichen zu können, wurde der neue Personalkostenindex für die Fahrpersonale des SPNV entwickelt. Dieser enthält zum einen die übliche, in den Tarifindizes des Statistischen Bundesamts berücksichtigte Entwicklung der Tabellenentgelte, erfasst aber deutlich mehr Parameter. Zum anderen werden indirekte Personalkosten, die durch die Vorgaben in den Tarifverträgen zu Einschränkungen im Personaleinsatz führen, anhand eines Musternetzes simuliert und der dabei entstehende Personalmehrbedarf finanziell bewertet. Der Prozess wurde durch die kcw GmbH (Gesamtprojektsteuerung) sowie IVU (Berechnungen im Musternetz) inhaltlich begleitet. Der neue PKI SPNV für Fahrpersonale wird als nicht-amtlicher Index durch den Bundesverband SchienenNahverkehr einmal jährlich im März auf dessen Homepage veröffentlicht.