Digitalisierung der Schiene ist unabdingbar – benötigt jedoch Finanzierungszusagen
Alte Technik durch digitale Stellwerke jetzt ersetzen
Um die Kapazitäten auf der bestehenden Schieneninfrastruktur in Deutschland deutlich erhöhen zu können, ist eine Digitalisierung des Schienennetzes unabdingbar. Zum sogenannten Flächenrollout der digitalen Schiene Deutschlands (DSD) gehören bundesweit digitale Stellwerke, das Zugbeeinflussungssystem European Train Control System (ETCS) und der Start in das autonome Fahren auf der Schiene.
Ein zentraler Baustein dafür ist die Doppelausrüstung aller Schienenfahrzeuge mit „rollender Infrastruktur“, den sogenannten Onboard-Units (OBU). Dass dies die wirtschaftlichste Variante zur Umsetzung ist, hatte bereits im Jahr 2018 ein Gutachten im Auftrag des Bundes festgestellt.
Finanzierungszusage ist Voraussetzung für Start des Flächenrollouts von DSD
Obwohl seitdem bereits viele Vorarbeiten zur Umsetzung des Flächenrollouts geleistet wurden, besteht bis heute keine zugesicherte Finanzierung für das Gesamtprojekt. Einzig die Maßnahmen des sogenannten Starterpakets, zu dem unter anderem der Digitale Knoten Stuttgart gehört, sind durchfinanziert.
„Auch nach Jahren der Planung herrscht noch immer keine Klarheit über die Finanzierung des Flächenrollouts von DSD. Dies gilt insbesondere für die Ausrüstung der Infrastrukturkomponenten in den Fahrzeugen. So kann es nicht weitergehen. Wir brauchen jetzt Entscheidungen, da die Projektpläne zur bundesweiten Einführung bis 2035 bereits heute nicht mehr haltbar sind“, stellt Thomas Prechtl, Präsident des Bundesverbands SchienenNahverkehr (BSN), fest.
Moderne Stellwerke sind notwendig
Da die Digitalisierung des Schienennetzes keinen weiteren Aufschub duldet, muss – unabhängig von der weiter aufrechterhaltenen Forderung nach einem Flächenrollout von DSD – unbedingt sofort mit dem Ersatz veralteter Stellwerkstechnik durch digitale Stellwerke begonnen werden. Nur so kann verhindert werden, dass die Infrastruktur über viele weitere Jahre völlig unzuverlässig ist. Die Einbindung von DSD mit ETCS kann anschließend mit vergleichsweise geringer Beeinträchtigung des laufenden Betriebs vollzogen werden.
„Nur mit elektronischer sowie digitaler Stellwerkstechnik können wir in überschaubarer Zeit die Zuverlässigkeit der Infrastruktur deutlich erhöhen sowie durch Zentralisierung dem einsetzenden Personalmangel entgegenwirken. Wenn der Bund nicht bereit oder in der Lage ist, jetzt den kompletten Flächenrollout von DSD zu finanzieren, obwohl wir das als Bundesverband mit allem Nachdruck fordern, müssen zumindest die Stellwerke schnellstmöglich auf den Stand der Technik umgerüstet, zusätzlich die Blockabstände verkürzt und deutlich mehr Weichen eingebaut werden“, fordert Prechtl.
Der Bundesverband SchienenNahverkehr befürchtet, dass ohne eindeutige Finanzierungszusage weiterhin viel wertvolle Zeit vergeht, ohne dass es zu einer substanziellen Verbesserung im deutschen Schienennetz kommt. Doch nur mit einer digitalen Schiene kann eine wirkliche Verkehrswende, hin zu moderner und nachhaltiger Mobilität für alle, verwirklicht werden.
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