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19. September 2023

BRAIN veröffentlicht Positionspapier zu Auslastungsinformationen

Zur Verwirklichung der Verkehrswende ist ein erfolgreicher Nahverkehr auf der Schiene unabdingbar. Damit dauerhaft mehr Fahrgäste den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) nutzen können und wollen, müssen eine Vielzahl von Herausforderungen überwunden werden. Neben den großen infrastrukturellen Themen, wie der Sanierung der Hochleistungskorridore oder der Gemeinwohlorientierung, gibt es auch andere Projekte, die einen wichtigen Beitrag leisten werden.

Als ein Beispiel sind Auslastungsinformationen in Echtzeit zu nennen. Sie sorgen für eine schnelle und spürbare Verbesserung in drei für den SPNV wichtigen Bereichen.

  1. Die Kundenzufriedenheit steigt, da Fahrgäste bereits vor ihrer Fahrt über stark ausgelastete Züge informiert werden und so selbst aktiv volle Wagen oder Züge meiden können.
  2. Die Betriebsqualität wird erhöht, da Haltezeitenüberschreitungen vermieden werden können und eine nachfrageorientierte Disposition möglich wird.
  3. Zudem ermöglichen Auslastungsinformationen neben einer höheren Pünktlichkeit aufgrund kürzerer Fahrgastwechselzeiten auch eine Reduzierung von Auslastungsspitzen und helfen so, Kapazitätsengpässe zu reduzieren.      

Bisher erfahren Reisende erst bei der Einfahrt des Zuges, wie hoch die Auslastung ist. Auch die Disponent:innen verfügen über keine Echtzeit-Information zur Auslastung und sind daher gezwungen, Entscheidungen zu treffen, ohne die Auswirkungen auf das Reisendenaufkommen abschätzen zu können.

Umso erfreulicher, dass die bei Pilotprojekten gesammelten Erfahrungen mit Echtzeit-Auslastungsinformationen signifikante Vorteile belegen. Daher haben sich zahlreiche Aufgabenträger, Unternehmen aus der Industrie und der Eisenbahnverkehrsbranche mit dem BSN zur Brancheninitiative Auslastungsinformation (BRAIN) zusammengeschlossen. Gemeinsam wollen sie innerhalb einer Legislaturperiode auf besonders stark genutzten SPNV-Verbindungen Auslastungsinformationen in Echtzeit ermöglichen.

Die Brancheninitiative hat dafür einen Vier-Punkte-Plan für Auslastungsinformationen entwickelt:

  1. Für ein stärkeres politisches Commitment sollen auf politischer Ebene Gespräche zur konkreten Umsetzung geführt werden.
  2. Noch in diesem Jahr sollen Branchenstandards geschaffen werden, anhand derer Reisenden deutschlandweit vergleichbare Informationen bereitgestellt werden können. Dies schafft zudem Synergien, die die Kosten reduzieren.
  3. Generell soll die Einführung beschleunigt werden, um die Gefahr einer Vielzahl von individuellen Lösungen zu verringern.
  4. Da in bestehenden Verkehrsverträgen Investitionen in Auslastungsinformationen nicht vorgesehen sind, soll gemeinschaftlich mit dem Bund eine Finanzierungslösung erarbeitet werden.

Der Plan ist Teil eines Positionspapiers, das auf dem Fachkongress „Zukunft Nahverkehr“ Anfang September von Thomas Prechtl, BSN-Präsident, Kai Daubertshäuser, Vizepräsident des BSN und Mario Theis von DB Regio veröffentlicht und unterzeichnet wurde. Mit ihren Unterschriften bekräftigen sie ihren Willen, dieses Zielbild gemeinsam, schnell, pragmatisch und konstruktiv umzusetzen, um mit BRAIN die Attraktivität des SPNV weiter zu steigern.   

Auf dem Bild von links nach rechts:

Andreas Kolmer, Landesnahverkehrs­gesellschaft Niedersachsen mbH (LNVG)

Thomas Prechtl, Sprecher der Geschäftsführung der Bayerischen Eisenbahn­gesellschaft mbH (BEG) und Präsident des BSN

Kai Daubertshäuser, Geschäftsbereichs­leiter Vergabe-, Qualitäts- und Infrastruktur­management der Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH (RMV) und BSN-Vizepräsident

Mario Theis, Leiter des Kompetenzcenters Erlösmanagement und Produktinnovation der DB Regio AG

Bildnachweis: © Jet-Foto Kranert