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13. Mai 2019

20 Jahre BAG-SPNV

BAG-SPNV feiert 20-jähriges Bestehen / Gestalten einer neuen Mobilitätswelt wichtige Zukunftsaufgabe des Verbands

„20 Jahre BAG-SPNV“ unter diesem Motto feierte gestern in Berlin die Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs (BAG-SPNV) ihr 20-jähriges Bestehen. Mit der Gründung des Verbands im Jahr 1999 schlossen sich die SPNV-Aufgabenträger zusammen, um sich über Fragen der Regionalisierung auszutauschen, voneinander zu lernen, gemeinsam Positionen gegenüber der Politik vertreten zu können und den Wettbewerb im SPNV zu organisieren. Die Aufgabenträger waren gegründet worden, nachdem im Zuge der Bahnreform die Verantwortung für den regionalen Schienenpersonennahverkehr auf die Länder übertragen worden war.

Zu den Erfolgen der Arbeit der BAG-SPNV gehört, dass der Verband sich immer wieder für den Wettbewerb im Schienenpersonennahverkehr eingesetzt hat. Dies hat zu sinkenden Preisen und damit ein besseres Angebot und den Einsatz von modernen Fahrzeugen geführt. Der Nahverkehr ist erheblich effizienter, kundenfreundlicher und attraktiver geworden; die Kundenzufriedenheit ist entsprechend hoch. Darüber hinaus hat der Verband sich beispielsweise mit Stellungnahmen zur Privatisierung der Bahn, zur Revision der Regionalisierungsmittel oder zur Weiterentwicklung der Schienenverkehrs in Deutschland immer wieder in die politische Debatte eingebracht. So stellte die BAG-SPNV die ersten Überlegungen für einen Deutschland-Takt bereits 2008 erstmals öffentlich vor. „Einmischen und mitmischen lautet seit 20 Jahren die Devise der BAG SPNV und sie war damit in vieler Hinsicht erfolgreich auf dem politischen Parkett,“ so Susanne Henckel, Präsidentin der BAG-SPNV, in ihrer Begrüßungsrede dazu.

Damit das so bleibe, strebe die BAG-SPNV für die Zukunft nichts weniger an, als, so Henckel weiter: „eine neue Ära im Schienenverkehr, die wir mit allen Beteiligten der Verkehrsbranche und der Politik gemeinschaftlich gestalten wollen. Unsere Vision ist der Wandel in eine neue Mobilitätswelt, den wir auf der Schiene vordenken und mit abbilden. Digital, intermodal vernetzt, deutschlandweit vertaktet, qualitativ hochwertig, zuverlässig und kundenfreundlich – so muss die nahe Zukunft im Bahnverkehr aussehen. Immer im Sinne der Fahrgäste und unserer Umwelt. Ich freue mich auf weitere, spannende und zukunftsweisende Jahre mit der BAG-SPNV.“

Auch Enak Ferlemann, Beauftragter des Bundes für den Schienenverkehr und parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, würdigte in seiner Festrede die Bedeutung der BAG-SPNV. Er sagte: „Als in den Jahren 1993/94 die Bahnreform und damit auch die Übertragung der Verantwortung für den Schienenpersonennahverkehr vom Bund auf die Länder beschlossen wurde, konnte man nur ahnen, welches enorme Entwicklungspotenzial für Wettbewerb und bessere Angebote für die Fahrgäste hier lag. Die BAG-SPNV hat daran einen bedeutenden Anteil.“

Damit sei die Grundlage dafür geschaffen worden dafür, dass der SPNV heute als nachhaltiges Verkehrsmittel der Zukunft im Fokus steht: „Der Schienenpersonennahverkehr in Deutschland hat sich in den letzten 25 Jahren zu einer bemerkenswerten Erfolgsgeschichte mit nachhaltiger Wirkung für die Erfüllung von Mobilitätsbedürfnissen, für Innovationen, Klima- und Umweltschutz entwickelt. Darauf bauen wir auf und werden wir mit dem Zukunftsbündnis Schiene und dem Deutschland-Takt dafür sorgen, dass wir unser großes Ziel einer Verdopplung der Fahrgastzahlen auf der Schiene bis zum Jahr 2030 erreichen können.“

Zahlreiche Gäste aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft sowie Vertreter der 27 Mitgliedsorganisationen, die in Deutschland den SPNV organisieren, planen und bestellen, waren gekommen, um das Jubiläum der BAG-SPNV zu feiern. Den festlichen Rahmen dafür schuf das Künstler-Duo Sonambul. Sonambul führte durch den Abend und demonstrierte mit Show-Acts die Kunst des Mindreadings. Sie zeigten, wie wichtig Kommunikation ist, um komplexe Aufgaben zu meistern, und wie ein Denken außerhalb von gewohnten Pfaden oder das Vertrauen in Intuition zu überraschenden Lösungen führen kann.

Der neue Personalkostenindex bildet sowohl die direkten als auch die indirekten Personalkosten im Nahverkehr auf der Schiene auf der Grundlage der jeweiligen Tarifverträge ab. Um auch die indirekten Kostenanteile ermitteln zu können, wurde ein fiktives Musternetz entwickelt und für dieses anhand der gültigen Tarifverträge eine komplette Diensteinsatzplanung durchgeführt. Dadurch konnten Personalmehrungen, die sich indirekt aus den Tarifverträgen ergeben (insbesondere Dienstfolge- und Urlaubsregelungen), ermittelt und bewertet werden. Um auch weiterhin die Entwicklung der Gesamtbranche Transport zu berücksichtigen, wurde in dem finalen Index PKI SPNV auch noch der bisherige, amtliche Tarifindex H49 des Statistischen Bundesamtes anteilig einbezogen. „Personalkosten stellen einen großen Teil der Gesamtkosten dar. Mit dem neuen Index PKI SPNV für Fahrpersonale wird die Kalkulationsgrundlage der Bieter für künftige Verkehrsverträge deutlich zuverlässiger, Risikozuschläge können entfallen. Das ist am Ende ein Gewinn für beide Seiten“ erläutert Frank Zerban, Hauptge-schäftsführer des Bundesverbands SchienenNahverkehr. „Durch die ausgesprochen konstruktive Zusammenarbeit zwischen EVU und Aufgabenträgern konnte gemeinsam ein sehr gutes Ergebnis für die Branche erzielt werden, das unseren Mitgliedern für Neuverträge zur Anwendung empfohlen wird.“ „Der neue Personalkostenindex ist ein Meilenstein für die gesamte SPNV-Branche, und wir sind sehr froh, dass wir hier zusammen mit den Aufgabenträgern eine zukunftsweisende Lösung gefunden haben“, freut sich Ralf Poppinghuys, Leiter der Arbeitsgruppe zur Entwicklung des PKI auf EVU-Seite. „Das bringt uns allen mehr Planungssicherheit bei Ausschreibungen und stärkt den Wettbewerb im Schienenpersonennahverkehr.“

Zum Hintergrund:

In den letzten Jahren ist der amtliche Index der Verkehrsbranche, in dem der SPNV nur marginal vertreten ist, deutlich langsamer gestiegen als die tatsächlichen Per-sonalkosten im SPNV. Das ist vor allem ein branchenspezifisches Phänomen. Ursachen dafür sind unter anderem die in Tarifverträgen eröffnete Wahlmöglichkeit zwischen mehr Urlaub, kürzeren Arbeitszeiten oder mehr Lohn sowie geringere „Freiheitsgrade“ bei dem Einsatz der Personale – z. B. bei Dienstfolgeregelungen in Zusammenhang mit Wochenendeinsätzen. In der Summe wird für dieselbe Leistung mehr Personal benötigt, wodurch die Personalkosten insgesamt steigen. Um dies besser ausgleichen zu können, wurde der neue Personalkostenindex für die Fahrpersonale des SPNV entwickelt. Dieser enthält zum einen die übliche, in den Tarifindizes des Statistischen Bundesamts berücksichtigte Entwicklung der Tabellenentgelte, erfasst aber deutlich mehr Parameter. Zum anderen werden indirekte Personalkosten, die durch die Vorgaben in den Tarifverträgen zu Einschränkungen im Personaleinsatz führen, anhand eines Musternetzes simuliert und der dabei entstehende Personalmehrbedarf finanziell bewertet. Der Prozess wurde durch die kcw GmbH (Gesamtprojektsteuerung) sowie IVU (Berechnungen im Musternetz) inhaltlich begleitet. Der neue PKI SPNV für Fahrpersonale wird als nicht-amtlicher Index durch den Bundesverband SchienenNahverkehr einmal jährlich im März auf dessen Homepage veröffentlicht.